Die Zucht des Kromfohrländers

Kromfohrländerzucht im Rassezuchtverein der Kromfohrländer e.V. (nachfolgend RZV genannt)

HINTERGRÜNDE – ZUSAMMENHÄNGE

Das Wesen des Kromfohrländers

Welpenvermittlung des RZV

GRUNDSÄTZLICHES ZUR ZUCHT

Zitat aus der Satzung des RZV Stand 2009:

Der Verein versteht sich als Rassehunde – Zuchtverein im Sinne der Satzung des VDH. Zweck ist die Reinzucht der Rasse der Kromfohrländer nach dem bei der FCI hinterlegten gültigen Standard Nr. 192. Dem gemäß fördert der Verein alle Bestrebungen, die der Erfüllung dieses Zwecks dienen. Dabei ist die Grundlage die Erhaltung und Festigung dieses Rassehundes in seiner Rassereinheit, seinem Wesen, seiner Konstitution und seinem formvollendeten Erscheinungsbild.

Um den Vereinszweck erfüllen zu können gibt es u.a. die Zuchtordnung, die sich im wesentlichen an die Zuchtordnung des Verbandes für das deutschen Hundewesen (VDH) anlehnt. In der Zuchtordnung sind die Mindestanforderungen an die Zucht geregelt. So zum Beispiel das Mindest- und Höchstalter des Hundes beim Zuchteinsatzes, die Abstände zwischen den Würfen in Abhängigkeit der Wurfgröße, Einsatz nach Kaiserschnitten, Zuchtstättenkontrollen, Wurfabnahmen usw.

Mitglied im VDH sind nur Vereine die keine gewerbsmäßige Zucht betreiben.

WAS BEDEUTET DIES FÜR DIE KROMFOHRLÄNDERZUCHT IM RZV?

Die Zuchtzulassung erhält ein Kromfohrländer im RZV durch die 1997 eingeführte Körung. Um zu dieser zugelassen zu werden, müssen Ahnentafeln der FCI vorliegen. Außerdem muss vorab eine Gesundheitsuntersuchung beim Tierarzt durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass dieser Kromfohrländer zum Zeitpunkt der Körung gesund ist. Bei der Körung wird er durch einen VDH-Richter nach dem Standard (Aussehen und Körperbau) beurteilt, des Weiteren wird während der gesamten Körung sein Wesen beobachtet und beim anschließenden Wesenstest durch die Körkommission zusammen mit dem Richter beurteilt.
Der Wesenstest besteht aus nachgestellten Alltagssituationen wie z.B. Begegnungen mit Einzelpersonen, Gruppen, Verhalten bei Gedränge, Lärm und Begegnungen mit gleichgeschlechtlichen Artgenossen.
Das Ergebnis der Körung wird schriftlich festgehalten und etwaige Paarungsauflagen erteilt. Am Ende der Körung wird dem Eigentümer das Ergebnis mündlich mitgeteilt. Eine Kopie des Körberichtes wird ihm zugesandt.

Seit 01.01.2008 ist das Mindestalter für die Körung 18 Monate.

Das Mindestalter für den ersten Zuchteinsatz für Hündinnen liegt bei 18 Monaten. In der Regel werden die Hündinnen nicht vor Vollendung des zweiten Lebensjahres erstmalig zur Zucht eingesetzt. Für Rüden wurde das Mindestalter ab 01.01.2008 von 18 Monate auf drei Jahre hochgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt ist der Gesundheitszustand besser beurteilbar. Die Hündinnen grundsätzlich erstmalig mit 3 Jahren zur Zucht einzusetzen ist deshalb nicht sinnvoll, weil sie durch ihre Läufigkeitsintervalle schon eingeschränkt werden.
Der Abstand zwischen zwei Würfen muss 355 Tage betragen, gibt es in einem Wurf mehr als acht Welpen sogar 18 Monate minus zehn Tage. Hiermit ist gewährleistet, dass die Hündinnen nicht als Wurfmaschinen benutzt werden und wirklich ausreichend Zeit zur körperlichen Erholung haben.

Die Aufzucht in der Familie ist für die Kromfohrländerzucht selbstverständlich!

Die zukünftige Zuchtstätte wird durch den zuständigen Zuchtwart vor der Genehmigung des Zwingernamen kontrolliert und muss den Mindestanforderungen der Zuchtordnung entsprechen. Hierzu wird nicht ein großes Haus benötigt, aber es muss ausreichend Platz für den Innen- und Außenauslauf der Welpen vorhanden sein. Auch muss die durchgängige Betreuung des Wurfes gewährleistet sein.
Die Welpen bleiben mindestens 60 Tage bei der Mutter. Erst nach der, vom Zuchtwart des RZV durchgeführten, Begutachtung (Wurfabnahme) des Wurfes, der Mutter und den Aufzuchtbedingungen, können die geimpften und mittels Microchip gekennzeichneten Welpen an ihre neuen Besitzer abgegeben werden.

ZUCHTLENKUNG – ZULASSUNG, ZUCHTEINSATZ – EXTERIEUR

Die Anzahl der Deckeinsätze ist begrenzt. Warum? Im Laufe der Jahre haben wenige Rüden viele Hündinnen gedeckt. Was zur Folge hat, dass, wenn man sich die Ahnentafeln anschaut, häufig die gleichen Väter, Großväter, Urgroßväter auftauchen. Andere Rüden dagegen wurden von den Züchtern nie eingesetzt. Mit der Begrenzung der Deckeinsätze stellt man sicher, dass eine größere Streuung der “Gene” durchgeführt wird. Oder anders gesagt, die Zucht auf eine breitere Basis gestellt wird. Dies ist eine wesentliche Vorraussetzung zur Gesunderhaltung der Rasse. Allerdings ist es leider trotzdem so, dass wenige Rüden in kurzer Zeit ihre Deckeinsätze verbraucht haben. So stehen sie als alter, gesunder Rüde nicht mehr zu Verfügung.

Paarungsauflagen ermöglichen, dass auch Kromfohrländer, die nicht zu 100 % dem Standard entsprechen in der Zucht eingesetzt werden können. Hierdurch wird ermöglicht, dass sie ihre Gene in die Rasse einbringen können und mögliche “Fehler”, wie z.B. Fehlzähne, etwas zu langes/kurzes Haar, nicht Standard gemäße Haarqualität, zu blasse Fleckung, durch passende Verpaarungen nicht noch stärker verbreitet wird.

Ein ewiges Diskussionsthema sind die so genannten “glatt kurzen” Kromfohrländer. In den Standard aufnehmen ja oder nein. Zur Zucht notwendig ja oder nein. Bei ihnen handelt es sich um Kromfohrländer mit gleichmäßig kurzem Fell und ohne Bart.

Der gültige Standard sagt sowohl bei rau als auch bei glatt: “Auf dem Rücken und am Widerrist nicht länger als sieben cm. An den Seiten kürzer, etwa drei cm.”

In vielen Rauhaar Würfen werden kurze, mittel lange und lange Haartypen geboren. In den Glatthaar Würfen hängt es von den Eltern ab. Sind beide mittel lang, sind auch die Welpen mittel lang im Haarkleid. Ist ein Partner kurz ist in der Regel ein Teil des Wurfes kurz, ein Teil mittel lang im Haarkleid.

So gesehen ist der “kurze” ein Stiefkind in der Zucht. Die Rauhaarzüchter wollen ihn nicht weil er keinen Bart hat und sie befürchten den Bart damit komplett heraus zu züchten und ein Teil der Glatthaarzüchter will ihn nicht weil das Haarkleid zu kurz ist. Aus züchterischer Sicht trägt auch er zur genetische Vielfalt bei. Dabei darf aber der Standard nicht aus den Augen verloren werden!

Seit 01.01.2008 werden in Einzelfällen wieder Mischpaarungen zwischen rau und glatt zugelassen. Natürlich wird hierdurch der raue Kromfohrländer nicht rauer und typischer und der glatte Kromfohrländer nicht seidiger und typischer. Darüber muss sich jeder Züchter und Käufer im klaren sein. Vielmehr ist es ein Versuch die genetische Vielfalt zu vergrößern. Ob dies gelingt und wie die Ergebnisse aussehen wird die Zukunft zeigen. Gibt es kein zufriedenstellendes Ergebnis wird man von den Mischpaarungen wieder Abstand nehmen.

Soviel zum Thema Zulassung, Zuchteinsatz

WIE SIEHT ES ABER MIT DER ZUCHTLENKUNG IN SACHEN GESUNDHEIT AUS?

Seit ca.1995 wird die in der Rasse auftretende Epilepsie bekämpft. Früher war man mehr oder weniger auf Hörensagen der einzelnen Kromfohrländerbesitzer und Züchter angewiesen, wobei es häufig so war, dass die eigenen Kromfohrländer gesund, die der anderen aber krank waren. So konnte es nicht weitergehen. Um die schon bestehende Zuchtwertschätzung Epilepsie mit “Leben” zu füllen wurde 1999 die erste Gesundheitsumfrage gestartet. Alle bekannten Kromfohrländerbesitzer wurden angeschrieben und um Beantwortung des Fragebogens gebeten. Ca. 70 % der Bögen kamen von den Besitzern ausgefüllt zurück. Folgende gesundheitliche Probleme stellten sich heraus: Epilepsie, Probleme im Bewegungsapparat, hyperkeratotische Veränderungen der Pfotenballen, einzelne Tiere mit Immunschwächen und einige wenige die im Alter erblindet waren. Seither werden jährlich immer bestimmte Jahrgänge der Population angeschrieben und der Rücklauf liegt nach wie vor bei ca. 70 % der Fragebögen.

Mit diesen Ergebnissen konnte und kann man nun gezielt Zuchtlenkung betreiben.

Große Erfolge hat man bei der Epilepsie. Die Zuchtlenkung, die mit Hilfe der Genotypwahrscheinlichkeit nach Dr. Beuing durchgeführt wird, greift und nur noch vereinzelte Tiere erkranken im Laufe ihres Lebens an dieser Krankheit.

Informationen zu Immunschwächen werden dahingehend berücksichtigt, dass, wenn ein Risiko in den Linien vorhanden ist, die Züchter eingehend darauf hingewiesen werden und von einer Verpaarung abgeraten wird.
Mehrfach hat der RZV Wissenschaftler angesprochen und angefragt, ob sie bei der Bekämpfung immunbedingter Erkrankungen behilflich sein können. Zuerst sah es so aus, dass dies Aufgrund der umfassenden Informationen die dem RZV vorliegen möglich ist. Um forschen zu können benötigt man eine Mindestzahl von Tieren, die an der selben diagnostizierten Erkrankung leiden, um ausreichend Proben zu haben. Diese Mindestzahl erreichen wir nicht. Was in der Sache natürlich erfreulich, aber für die Zukunftsgerichtete Forschung eine Hürde ist.

Tiere mit hyperkeratotischen Veränderungen der Pfotenballen werden registriert und die Eltern werden als Vererber geführt. Diese Erkrankung ist im ersten Lebensjahr eindeutig zu diagnostizieren und somit ist ausgeschlossen, dass kranke Hunde in die Zucht kommen.
Auch hier werden die Züchter informiert, Vererber dürfen nicht miteinander verpaart werden. Die Anzahl der Neuerkrankungen mit hyperkeratotischen Veränderungen der Pfotenballen sind zwischenzeitlich gegen Null.

Seit März 2014 ist ein Gentest auf dem Markt, der speziell für den Kromfohrländer entwickelt wurde.

Augenuntersuchungen werden auf freiwilliger Basis durchgeführt, auch diese Informationen werden wie oben registriert, erkrankte Tiere werden aus der Zucht genommen.

All diese Informationen kann jeder Züchter im RZV abrufen und bei seiner Wurfplanung berücksichtigen.

Probleme im Bewegungsapparat, ein großer Überbegriff.
Bis Mitte der 1990iger Jahre wurden die Hunde auf Hüftgelenksdysplasie (HD) geröntgt. Die Untersuchungen zeigten, dass HD in der Rasse kein Problem ist. Da die Hunde aufgrund ihrer Größe und des geringen Gewichtes nicht für HD prädestiniert sind, wurden die Untersuchen eingestellt. Bezüglich Ellenbogendysplasie (ED) zeigen sich selten Auffälligkeiten. Dieses Thema wird von der “AG Gelenke” aufmerksam beobachtet.

Die Zahl der Kromfohrländer mit Angaben „Patella Luxation“ liegt bei 0,5 % von derzeit 5.300insgesamt in Deutschland geborenen Kromfohrländern (Stand 09/2014). Nur wenige Hunde wurden einem Fachtierarzt vorgestellt und die Diagnose durch ihn bestätigt. Unklar ist auch, ob und wenn ja wie oft, das Problem durch eine Unfall verursacht wurde.
Wird bei der Gesundheitsuntersuchung für die Körung ein Verdacht auf „Patella“ festgestellt, muss das Tier bei einem Fachtierarzt vorgestellt werden. Die Stärke der Luxation wird in fünf Stufen eingeteilt (0 – 1 – 2 – 3 – 4). Bei einer Bewertung „1“ wird das Tier nicht zur Zucht zugelassen.

Häufiger haben wir Kromfohrländer, die an Arthrose leiden. Auch hier gilt, wie in den anderen Beispielen, erkrankte Tiere dürfen in der Zucht nicht eingesetzt werden.
Die Arthrose ist keine neue Erkrankung, wie teilweise diskutiert wird. Bereits vor 20 Jahren warnten einzelne Züchter davor die Springfreudigkeit des Kromfohrländers zu fördern und den Welpen auf bei Spaziergängen zu überfordern.
In wie weit grundsätzlich die Fütterung zu obigen Problemen beiträgt bleibt offen.
Zugegeben, hier gibt es noch einiges zu tun.

Vor wenigen Jahren wurden dem RZV insgesamt 8 Tiere mit der Diagnose „von Willebrand“ gemeldet. Während unter den Zuchtverantwortlichen noch die Vorgehensweise und Diagnosemöglichkeiten diskutiert wurden, wurde es wieder still um diese Erkrankung. Bis heute wurde kein weiteres Tier als erkrankt gemeldet.

ZUSAMMENFASSUNG DES AKTUELLEN STANDES ZUR ZUCHTLENKUNG IM BEREICH GESUNDHEITObwohl die Anzahl der geborenen Kromfohrländer angestiegen ist, hat sich die Anzahl der im Laufe ihres Lebens an oben genannten Krankheiten erkrankten Hunde nicht erhöht, sondern ist teilweise deutlich gesunken. Wer davon spricht, dass der Kromfohrländer kränker geworden ist, arbeitet mit veralteten Zahlen.

ERHEBUNG DER GESUNDHEITSDATENIn die Datenbank des RZV werden nur Angaben der Besitzer des Hundes aufgenommen. Gerüchte oder „ich habe gehört, sage aber nicht von wem“ werden grundsätzlich nicht mit einbezogen. Auch werden keine Umfragen bei den Züchtern über die Nachkommen ihres Zwingers gemacht, somit ist ausgeschlossen, dass diese Einfluß auf die Angaben nehmen könnten.
Bei Verdacht auf immunbedingte Erkrankungen werden die Besitzer von einem Mitglied der Arbeitsgruppe “AI” angesprochen. In Zweifelsfällen werden die dem RZV vorliegenden Unterlagen der beratenden Tierärztin des RZV vorgelegt. Ihr sind zu 99,9 % weder die Tiere noch die Besitzer bekannt. Somit kann nicht unterstellt werden, dass „Gefälligkeitsbewertungen“ ausgestellt werden könnten.
Besitzer neu gemeldeter Epilepsie Hunde werden nochmals angeschrieben und um weitere Angaben gebeten. Allerdings liegt der Rücklauf dieser Fragebögen bei max. 50 %. In der Regel sind ausreichend Angaben zu der Erkrankung auf dem Gesundheitsfragebogen angegeben. Auch hier wird im Zweifel die beratende Tierärztin zu Rate gezogen.
Die Anzahl der Neuerkrankungen mit hyperkeratotischen Veränderungen der Ballen ist gegen Null. Sie stellt in der Rasse kein Problem mehr dar. Trotzdem muss sie weiterhin im Auge behalten werden.

Auf der HP des RZV haben die Mitglieder die Möglichkeit sich die Auswertung der Umfrage Januar 2011 in einem Diagramm anzusehen. Des Weiteren wird auf der HP die Entwicklung der Epilepsieerkrankungen über den gesamten Zeitraum der dazu gehörenden Zuchtlenkungsmaßnahmen als Diagramm dargestellt.

geschützter Artikel, Auswertung der Umfrage Januar 2011

Der RZV führt eine Liste der Hunde die an digitaler Hyperkeratose, diagnostizierten immunbedingten Erkrankungen und an Katarakt erkrankt sind. Diese Liste kann von jedem Mitglied angefordert werden. Des Weiteren kann jedes Mitglied die Liste der Genotypwahrscheinlichkeit (kurz Epiliste) anfordern. Sämtliche Informationen über die Rasse findet man in einer speziellen Software, die den Mitglieder zur Verfügung gestellt wird.

FORTBILDUNG IM RZVLange bevor der VDH seine Mitgliedsvereine verpflichtete ihre Neuzüchter zu schulen, wurde im RZV die Erstzüchtertagung eingeführt. Diese findet einmal im Jahr statt und erst nach der Teilnahme können die zukünftigen Züchter mit ihrer Zucht beginnen. Hier werden alle Fragen rund um die Formalitäten und Zucht (Läufigkeit, Deckakt, Geburt, Aufzucht) angesprochen. Fragen beantwortet und diskutiert. Den Züchtern soll an dieser Veranstaltung auch ihre Verantwortung für die zukünftigen Generationen der Kromfohrländer nahe gebracht werden. Des Weiteren stehen jedem Züchter alle Zuchtwarte zum Thema Zucht Rede und Antwort und können jederzeit in Anspruch genommen werden.

Festzustellen bleibt, dass alle die heute Kromfohrländer züchten, Tiere aus derselben Population haben, mit denselben Vor- und Nachteilen. Mit denselben gesunden und kranken Genen. Keiner züchtet gesündere oder kränkere Kromfohrländer. Jeder kann gesunde (was sehr zu wünschen ist) oder leider auch kranke Nachkommen in seiner Zucht haben. Nahezu alle Informationen die heute jedem Kromfohrländerzüchter zugänglich sind, basieren auf dem Zuchtbuch, den Umfragen und dem Datenmaterial des Rassezuchtvereins.

Marion Wisst
Zuchtbuchstelle des RZV
30.01.2012