Die Geschichte der Rasse

Mit freundlicher Genehmigung des Kosmos Verlags entnommen aus:
Räber, Enzyklopädie der Rassehunde, (c) 1993 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

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Wer über die Irrungen und Wirrungen der Entstehung der Rasse der Kromfohrländer Genaueres wissen will, kann sich in nachfolgendem Auszug aus der „Enzyklopädie der Rassehunde“, Franckh-Kosmos Verlags GmbH, 1993, informieren. Verfasser des Artikels ist der Schweizer Kynologe Hans Räber (1918 – 2008). Sehr ausführlich beschäftigt er sich insbesondere mit den ‚Ausgangsrassen’ und der Entwicklung vom ersten Wurf bis zur Rasseanerkennung. Denn so wie die Herkunft und Rasse des Ur-Peter (Zuchtbuch Nr. 55/001) viele Fragen aufwirft, so ist auch manches zur Stammmutter Fiffi (Zuchtbuch Nr. 55/002) im Schutt und der Asche der unruhigen Nachkriegszeit nicht eindeutig belegt.

Ob die Prinzipien der Hybridzucht, wie sie in der letzten Zeit versucht werden bei unserer Rasseentstehung zu unterstellen; hierbei irgendeine Rolle spielten, erscheint dabei als äußerst fragwürdig.
Bei Wikipedia findet sich folgende Definition:
„Ein Hybridhund ist ein Hund, dessen Elterntiere zwei unterschiedlichen Rassen angehören, deren Verpaarung im Normalfall geplant erfolgt (im Gegensatz zu Mischlingen). Die Verpaarung verfolgt das Ziel, die positiven Eigenschaften beider Rassen zu akkumulieren. Aus diesem Grund werden die Ergebnisse auch Designerhunde genannt. Mit den Ergebnissen wird nicht weitergezüchtet, sondern es werden immer wieder beide Rassen neu verpaart.“

Lesen Sie den Artikel von Hans Räber und entscheiden Sie selbst.

 

Der Kromfohrländer

 

Der Deserteur

Im Jahre 1945 lasen amerikanische Soldaten in Frankreich einen jungen Hund auf und nahmen ihn als Maskottchen mit. So überquerte der vierbeinige Franzose den Rhein und kam mit seinen GI´s nach Deutschland, genauer gesagt, ins Siegenerland. In Ferndorf bei Siegen verpasste der Hund bei einer Tankstelle offenbar den rechtzeitigen Einstieg in den Lastwagen „seiner“ Truppe und blieb als herrenloser Hund zurück. Vielleicht hatte er auch ganz einfach genug vom Soldatenleben und sehnte sich nach einem bleibenden Heim; wer will schon wissen, was in solchen Fällen in einem Tiere vorgeht! Der rauhhaarige, etwas struppige Hund war weiß und hatte goldbraune Platten. Kenner bezeichneten ihn später als „Bretonischer Griffon“, als „Fauve de Bretagne“.

Nun gibt es aber unter diesem Namen keine offiziell anerkannte Griffonrasse in Frankreich. Es gibt den rot-weißen Epagneul Breton, der aber hier nicht in Frage kommt, denn er hat ein glattes, der Findling aber hatte ein bärtiges Gesicht. Es gibt aber noch den rauhhaarigen , gelbweißen Briquet Griffon Vendéen, auf den die Beschreibung des Deserteurs von Ferndorf eher zutreffen könnte.

Die Küsten der Vendée und der Bretagne werden durch die Mündung der Loire getrennt, wobei der „Marais Breton“ auf der Vendée-Seite liegt. Mehr oder weniger rassereine Jagdhunde gibt es hüben und drüben. Ob der Findling tatsächlich in der Bretagne geboren worden ist, wie man später annahm, oder ob seine Heimat in der Vendée oder in der Normandie liegt, ist nirgendwo bezeugt, niemand hat die GI´s nach der Herkunft des Hundes befragen können. Am nächsten liegt die Wahrheit wohl bei der Annahme, dass es sich um einen griffonähnlichen Hund unbestimmter Rasse gehandelt haben wird.
Der junge, ungefähr ein halbes Jahr alte Hund, strolchte nun wochenlang herrenlos in den Dörfern des Siegenerlandes herum und musste selbst für seinen Lebensunterhalt sorgen. Wohlstandsmüll gab es in diesem letzten Kriegsjahr in Deutschland nicht an jeder Ecke, und so wurde der junge Hund immer magerer.
Zwei Männer fingen ihn schließlich ein und wollten ihn, – was ihnen damals kaum zu verargen war – töten. Es war reiner Zufall, daß Ilse Schleifenbaum, die Gattin eines Siegener Anwalts, die des Krieges wegen aufs Land evakuiert war, gerade dazu kam, als der Hund vom Leben in den Tod befördert werden sollte. Sie hatte Erbarmen mit dem total abgemagerten Tier, nahm den Hund mit nach Hause und gab ihm den Namen „Peter“. „Peter“ gewöhnte sich rasch ein, wurde zusehends kräftiger und wuchs zu einem angenehmen, problemlosen Haus- und Begleithund heran.

Dass er dereinst als der „Ur-Peter“, wie ihn Ilse Schleifenbaum später nannte, als Stammvater einer neuen Hunderasse in die Kynologie eingehen sollte, ahnte damals noch niemand. Doch vorerst kam ein zweiter Zufall.

Fiffi

Bei Frau Schneider im Nachbarhause lebte eine alte, schwarz-weiße Foxterrier-Hündin namens „Fiffi“. Auch sie hatte keinen Stammbaum, und es ist von ihr leider auch kein Bild mehr erhältlich gewesen. „Peter“ und „Fiffi“ fanden Gefallen aneinander, und dies blieb nicht ohne Folgen. Eines Tages schenkte die Hündin einem Wurf gelbbraun-weißer Welpen das Leben. Wie viele es waren, wird leider nirgends vermerkt, eingetragen ins Sammelzuchtbuch des VDH wurden später die beiden Hündinnen „Zottel“ und „Hexe“, mit denen weitergezüchtet worden ist.

Alle Welpen waren von gleicher Größe, gleicher Haarart, gleicher Färbung und Zeichnung, man hätte glauben mögen, es handle sich um einen Wurf einer seit Generationen durchgezüchteten Hunderasse. Es bestand kein Zweifel darüber, daß „Peter“ der Vater war. Offenbar muss es unter den Ahnen der Hündin „Fiffi“ gelb-weiße Hund gegeben haben, anders lässt sich nicht erklären, warum aus der Paarung einer schwarz-weißen Hündin mit einem braun-weißen Rüden braun-weiße Welpen fallen konnten.

Bestanden an „Peters“ Vaterschaft keine Zweifel, so bestehen solche jedoch in Bezug auf „Fiffis“ Alter. Zur Zeit ihres ersten Wurfes soll sie bereits 18 Jahre alt gewesen sein, und sie soll noch mit 24 Jahren ihren letzten Wurf geboren haben. Ich gebe diese Angaben nur unter allen Vorbehalten weiter. „Fiffi“ hatte keinen Stammbaum, in dem ihr Alter festgehalten wäre. Frau Schleifenbaum sagt zwar, „Fiffi“ sei ihr zu ihrer Silberhochzeit geschenkt worden, das Alter lasse sich leicht zurückrechnen, und auch der Tierarzt Dr. Pollmächer, der regen Anteil an Frau Schleifenbaums Hundezucht nahm, bezeugt das hohe Alter der Hündin. (Der älteste, bis heute bekannt gewordene Hund ist der Neufundländer „Adjutant“, der ein Alter von gut 27 Jahren erreichte)

Wie dem auch sei: Kromfohrländer sind langlebige Hunde, sie erreichen nicht selten ein Alter von 17 bis 18 Jahren. Doch ist dies keineswegs eine rassespezifische Eigenschaft des Kromfohrländers, auch andere mittelgroße Hunde, wie zum Beispiel Mittelschnauzer, Terrier, Appenzeller und Entlebucher Sennenhunde erreichen häufig ebenfalls ein derart hohes Alter.

Gezielte Zucht

Ilse Schleifenbaum war beeindruckt von der Gleichmäßigkeit des Wurfes, hatte sie doch eine bunte Schar unterschiedlichster Bastarde erwartet. Statt die Welpen zu töten, was angesichts der damaligen Zeitumstände eigentlich nahe lag, entschlossen sich Frau Schleifenbaum und Frau Schneider, die Besitzerin der Hündin „Fiffi“, die Welpen aufzuziehen. Einmal erwachsen, zeigte sich, dass die Hunde Körperbau und Farbe vom Vater, das Temperament jedoch von der Mutter geerbt hatten. Alle waren drahthaarig und weiß mit braunroten Flecken.

Beeindruckt von dem homogenen Bastardwurf war auch der Tierarzt Dr. Pollmächer in Siegen. Er ermunterte Frau Schleifenbaum, die Kreuzung „Peter“ x „Fiffi“ zu wiederholen.

Es blieb nicht bei einer Wiederholung. Nach den Eintragungen im Sammelzuchtbuch des VDH wurden mit dem Paar „Peter-Fiffi“ insgesamt 7 Würfe gezüchtet, aus denen später, nach der Anerkennung der Rasse durch den VDH, insgesamt 9 Hunde ins Zuchtbuch übernommen wurden. Es sind dies offenbar die Hunde, mit denen weitergezüchtet worden ist. Es wurde offensichtlich von Anfang an eine scharfe Selektion betrieben, und nur die besten Hunde aus den Würfen kamen zur Weiterzucht.

Nach „Fiffis“ Tod wurde Peter mit seiner Tochter „Hexe“ aus dem ersten Wurf gepaart, aus dem Wurf „Peter/Hexe“ wurde der Rüde „Muck“ 56/016 später wieder zur Weiterzucht eingesetzt. Aus einer weiteren Paarung „Peters“ mit seine Tochter „Zottel“ , ebenfalls aus dem ersten Wurf, wurden die beiden Rüden „Dago“ 56/017 und „Dux“ 56/018 ins Zuchtbuch eingetragen und später zur Zucht verwendet.

Der Rüde „Bento“ 55/009 aus dem Wurf „Peter/Zottel“ wurde mit seiner Mutter „Zottel“ gepaart; aus diesem Wurfe wurden die Rüden „Bautz“ „Benno“ und „Bimbo“ und die Hündin „Bazi“ ins Zuchtbuch eingetragen. Der Rüde „Benno“ aus diesem Wurf wurde mit seiner Großmutter „Zottel“ gepaart, aus dieser Verbindung stammen der Rüder „Eiko“ 57/019 und die Hündin „Esta“ 57/020.

Die wenigen Beispiele mögen aufzeigen, wie konsequent Inzucht betrieben wurde und wie eng die Zuchtbasis schließlich werden musste. Bis auf eine einzige Ausnahme wurden nur Nachkommen der Stammeltern „Peter“ und „Fiffi“ zur Zucht verwendet. Diese Ausnahme ist die Hündin „Elfe“, genannt „Esta“ 60/023. Mit der Zeit trat, sicher inzuchtbedingt, eine starke Verblassung der braunroten Abzeichen auf. Die Züchterin hatte ja, bis auf wenige Ausnahmen, nur weiß-braune Hunde in der Zucht eingesetzt, die schwarz-weißen sollten eliminiert werden. Die Platten wiesen nun anstelle des gewünschten Brauntons allmählich ein etwas verwaschenes Gelb auf.

Auf Anraten von Otto Borner entschloss sich Frau Schleifenbaum, die stammbaumlose Foxterrier-Hündin „Elfe“ („Esta“) mit dem Rüden „Benno“ 56/012 zu decken. „Benno“ war, wie seine Großmutter „Fiffi“, schwarz-weiß, „Elfe“ („Esta“) dagegen braun-weiß, vermutlich war bereits ein Kromfohrländer unter ihren Ahnen. Aus dem Wurfe „Benno“ x „Elfe“ („Esta“) wurde der Rüde „Fax vom Wellersberg“ von Frau Schleifenbaum zur Weiterzucht verwendet.. Die letzten von ihr gezüchteten Würfe (O-, P- und Q-Wurf) entstammen der Verbindung „Fax vom Wellersberg“ – „Dina vom Lenneberg“.

Hunde mit schwarzen Platten traten auch später immer wieder auf, so etwa 1975 im Zwinger „vom Weddern“ in einem Wurf von „Ares vom Weddern x Alta vom Weddern“, zwei Wurfgeschwister aus einem Wurf „Quant vom Wellersberg x Anka vom Hasslrain“.

Von 1955 bis Ende 1986 wurden in Deutschland insgesamt 645 Kromfohrländer ins Zuchtbuch eingetragen. Das sind nicht alle seit Beginn der Zucht geborenen Hunde, denn von den ersten von Fr. Schleifenbaum gezüchteten Würfe wurden nach der Anerkennung durch den VDH im Jahre 1955 nur die zur Weiterzucht verwendeten Hunde in das Zuchtbuch aufgenommen. Insgesamt hat allein Frau Ilse Schleifenbaum an die 400 Hunde gezüchtet.

Der Name

Ilse Schleifenbaum war nun fest entschlossen, ihrer neuen „Rasse“ zur offiziellen Anerkennung in der Kynologie zu verhelfen. Ihre Familie stand diesem züchterischen Ehrgeiz eher skeptisch gegenüber, doch Frau Schleifenbaum ließ sich dadurch bei ihrem Vorhaben nicht beirren. Wenn aber ihre „Siegener Hunde“ in die Kynologie eingehen sollten, mussten sie zuerst einen eingängigen, gutklingenden Namen haben.

Die Gegend auf der Höhe an der Grenze des Siegener-Lands zum Wittgenstein-Land heißt „Krumme Furche“, plattdeutsch „Krom-Fohr“. Hier besaßen die Schleifenbaums ein Wochenendhaus. So entschloß sich Ilse Schleifenbaum, die neue Rasse nach diesem Landstrich „Kromfohrländer“ zu nennen. Ein Name, der gut klingt und sich leicht – auch von Hundefreunden, die nicht aus der Gegend stammen – einprägen läßt.

Da sich nun bereits andere Züchter für die Rasse interessierten, musste auch die Herkunft der einzelnen Hunde genau ersichtlich sein, und so bekamen Ilse Schleifenbaums Hunde den Zusatznamen (Zwingernamen) „vom Wellersberg“.

Otto Borner

Einer der ersten, der sich für die Kromfohrländer interessierte, war der damals bekannte Kynologe Otto Borner. Er war nach Kriegsende maßgeblich am Aufbau des deutschen Hundewesens beteiligt und erster Geschäftsführer des jungen „Verbands für das Deutsche Hundewesen“, kurz VDH genannt.

Otto Borner entschloß sich, selber einen Wurf Kromfohrländer aufzuziehen, und weil er deren Robustheit testen wollte, wurden die Junghunde nicht gegen die beiden häufigsten und gefährlichsten Hundekrankheiten Staupe und Hepatitis geimpft. Sie bestanden den Test, was freilich nicht viel besagen will. Auch andere Rassen bestehen diesen „Test“, wenn sie das Glück haben, in den kritischen Wochen zwischen dem Abklingen der durch die Muttermilch vermittelten Immunität und der Fähigkeit, selber genügend Immunkörper zu bilden, nicht mit Staupe-, Hepatitis- oder Paroviren in Kontakt zu kommen. Es wäre deshalb völlig falsch, wenn heutige Züchter aus Borners Test eine rassenbedingte Immunität des Kromfohrländers gegen Infektionskrankheiten ableiten wollten und darauf verzichten würden, ihre Junghunde vor der Abgabe an die Käufer zu impfen. Otto Borner war nun aber davon überzeugt, daß der Kromfohrländer seinen Weg in die Kynologie machen werde, und er setzte sich tatkräftig für dessen Anerkennung durch den VDH und die FCI ein.

Man darf im Nachhinein ruhig feststellen, daß es ohne Borners Einfluß kaum schon zehn Jahre nach dem ersten Wurf zu einer Anerkennung als durchgezüchtete Rasse gekommen wäre, denn der Kromfohrländer war damals, nach gängigen tierzüchterischen Begriffen, noch gar keine Rasse.

Die offizielle Anerkennung der Rasse

Wie bereits gesagt, war Ilse Schleifenbaum entschlossen, ihre Bastarde in den Stand von Rassehunden erheben zu lassen. Dazu war das Einverständnis und die Anerkennung durch den VDH unumgängliche Voraussetzung. So reiste denn die Züchterin von Siegen nach Dortmund an den Sitz des VDH, um hier ihr Anliegen persönlich vorzutragen.

Das war damals, in der Nachkriegszeit, eine recht beschwerliche Reise, und es brauchte schon ein gutes Stück Enthusiasmus und Durchsetzungswillen, um diese Reise auf sich zu nehmen. In Dortmund stieß sie vorerst einmal auf Ablehnung. Doch Ilse Schleifenbaum ließ sich nicht entmutigen. Sie reiste mehrmals nach Dortmund, und ihre Hartnäckigkeit war bei den Verbandsfunktionären bald bekannt und gefürchtet. Doch als sich der Geschäftsführer des VDH, Otto Borner, von ihrem Vorhaben überzeugen ließ, hatte sie gewonnen.

Am 25. August 1955 war es soweit. Ilse Schleifenbaum führte einem Fachgremium ihren „Ur-Peter“ und sieben seiner Nachkommen vor; und die Fachleute kamen zu der Überzeugung, daß es sich hier um einen durchgezüchtete Rasse handeln mußte, der die offizielle Anerkennung nicht verweigert werden könne. Mit der Anerkennung durch den VDH erfolgte auch die internationale Anerkennung durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI) in Brüssel.

Gemeinsam stellten Otto Borner und Ilse Schleifenbaum einen ersten Rassestandard auf, der 1968 und 1986 leicht revidiert worden ist, in seinen Hauptzügen blieb er aber unverändert. Der Zwinger „v. Wellersberg“ wurde nun durch den VDH und die FCI geschützt und die bis zu diesem Datum zur Zucht benützten Hunde nachträglich ins Sammelzuchtbuch des VDH aufgenommen. Die Eintragsnummern 55/001 und 55/002 erhielten „Peter“ und posthum „Fiffi“. Insgesamt wurden 11 am Zuchtaufbau beteiligte Hunde registriert, alles Nachkommen von „Peter“ und „Fiffi“, weiß mit braunen Flecken. Ilse Schleifenbaum hatte ihr Vorhaben durchgesetzt.

Noch im selben Jahr (1955) stellte sie an der Internationalen Hundeaustellung in Dortmund erstmals Hunde aus ihrer Zucht einem zum Teil interessierten, zum Teil aber auch ablehnenden Publikum vor. Die Hunde wurden viel beachtet und machten Schlagzeilen in der Presse. Ein Jahr später, 1956, kam sie mit ihrer ersten Zuchtgruppe „v. Wellersberg“ an die Welt- Hundeausstellung in Dortmund. Damit war der eigentliche Durchbruch geschafft.

Anerkennung und Ablehnung

Mit der Anerkennung des Kromfohrländers durch den VDH hatte sich O. Borner nicht nur Freunde geschaffen, viele Kynologen lehnten die „Siegener Bastarde“ vehement ab. Auch Ilse Schleifenbaum wurde auf Ausstellungen angepöbelt; und 1956 soll man sogar an der Ausstellung in Oldenburg versucht haben, ihren Goldmedaillen-Gewinner zu vergiften.

Auch heute noch, vierzig Jahre nach der Geburt des ersten Kromfohrländer-Wurfes und mehr als dreißig Jahre nach der offiziellen Anerkennung durch die FCI; ist bei vielen Kynologen das Mißtrauen gegen die Rasse nicht völlig gewichen, und etliche bekunden Mühe, im Kromfohrländer einen Rassehund zu sehen. Mitschuldig an ihrer Ablehnung mad zum Teil das noch heute recht unterschiedliche Erscheinungsbild, vor allem was die Haarstruktur anbelangt, sein.

Das Haar

Als großes Plus der neuen Rasse hat man bei ihrer Anerkennung daß bei ihr weder Ohren noch Rute kupiert werden müssen (wie bei etlichen deutschen Rassen) und dass sie weder getrimmt noch geschoren werden mußte. Das Haar spaltete jedoch bei den Rückzüchtungen auf den „Ur-Peter“ (Vater-Tochter-Paarungen) immer wieder in die Varianten Stockhaar; Rauhhaar und Langhaar auf, ein Zeichen dafür, dass unter „Peters“ Ahnen auch langhaarige Hunde gewesen sein mussten, z. B. ein Epagneul Breton.

Erstmals sind langhaarige Hunde, laut Aussage von Wanda Gräfin von Westarp, im Jahre 1969 mit Alan v. Weddern“, einem Sohn von „Quant v. Wellersberg“ und „Anka v. Hasselrain“, einem Inzuchtwurf auf „Fax v. Wellersberg“, der die Findlingshündin „Esta“ zur Mutter und den „Ur-Peter“ zum Großvater hatte.

Die Bilder der Zuchtgruppen aus dem Zwinger v. Wellersberg, aufgenommen anläßlich von Ausstellungen, täuschen eine gleichmäßige Haarlänge der verschiedenen Hunde vor; die Hunde wurden aber, wie der heutige Zuchtleuter des Klubs, Werner Rahmann, schreibt; „stets auf gleiche Haarlänge (kurz bis mittel) geschoren, bzw. getrimmt“.

Der heutige gültige Standard verlangt Rauh- oder Stockhaar von mittlerer Länge. Das Verhältnis Stockhaar zu Rauhhaar soll sich heute, gemäß Aussage des Zuchtleiters; auf 50:50 eingependelt haben, wobei eine mittlere Haarlänge angestrebt wird.

Uneins ist man sich aber unter den Züchtern heute immer noch was als Stockhaar und was als Langhaar zu bezeichnen ist. Auf vielen der mir zugestellten Bildern werden Hunde mit deutlichem Langhaarfaktor als stockhaarig bezeichnet, es ist deshalb richtig, wenn hier kurz auf die drei Haarvarietäten eingegangen wird.

Das natürliche Haarkleid des Hundes ist das Stockhaar. Es besteht aus einem relativ kurzen, harten und dicht am Körper anliegenden Deckhaar, das eine dicke Schicht Unterwolle überdeckt. Am Kopf und an den Läufen ist der stockhaarige Hund immer kurz behaart, weder an den Läufen noch an der Rute bilden sich Fahnen, auch hat der stockhaarige Hund nie befranste Ohren.

Eindeutiges Merkmal des Rauhhaares ist die Bildung von verlängertem Haar im Gesicht. Der rauhhaarige Hund ist immer bärtig und hat verlängerte Augenbrauen, wobei der Bart von unterschiedlicher Länge und Dichte sein kann. Am Körper kann das Haar relativ kurz sein und wie ein Stockhaar dem Körper gut anliegen; es kann aber verlängert sein und etwas vom Körper abstehen; es kann im Extremfall ausgesprochen lang sein und auf dem Rücken einen Scheitel bilden. In der Regel besteht eine enge Korrelation zwischen Körperhaar und Bart- und Brauenbildung; der kurz-rauhhaarige Hund hat wenig Bart und kurze Augenbrauen. Der lang-rauhhaarige jedoch oft einen langen weichen Ziegenbart und weit über die Augen herunterhängende Augenbrauen.

Hunde mit Langhaarfaktor erkennt man an den Fahnen auf der Rückseite der Vorderläufe und an der ausgeprägten Fahne an der Rute sowie an den Fransen an den Ohren. Am Körper kann das Haar relativ kurz wie ein Stockhaar sein; es ist dann aber meistens seidig weich und gegen die Bauchseite etwas verlängert; ist es eher lang, dann bildet es häufig Wellen. Die Haarlänge am Körper ist nicht entscheidend über die Frage; ob ein Hund als lang- oder als stockhaarig zu bezeichnen ist. Ausschlaggebend ist die Haarstruktur an den Vorderläufen, an der Rute und an den Ohren.

Es könnte der Rasse nur förderlich sein; wenn man in Zukunft sich genau an eine klare Definition der Haarvarietäten halten würde.

Fotos:
Archiv des Rassezuchtvereins der Kromfohrländer
Archiv Blankenagel

Wir danken der Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG für die Genehmigung der Veröffentlichung.
Wir danken den Mitgliedern für die Hilfe sowie für die Fotos und Dokumente.